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Dienstag, 29. September 2009

Bibel, Basel, 1769

Titel: BIBLIA, Das ist Die Ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments, Nach der Teutschen Ubersetzung D. Martin Luthers (...)

Druckort: Basel

Druckjahr: 1769

Drucker: Emanuel Thurneysen

Umfang: 513 Blatt

Format: 2°

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen an Lederbändern


Einbandbeschreibung
Das Material des Einbands besteht aus mit schwarzem Leder überzogenen Holzdeckeln. Ursprünglich waren zwei schlichte Schließen aus Metall an ledernen Bändern angebracht gewesen, von ihnen ist aber nur eine erhalten.

Vorder- und Hinterdeckel der Bibel sind in gleicher Weise mit Blindpressung verziert, wobei diese besonders auf der Vorderseite nur noch schlecht zu erkennen ist. Ein einfacher Rahmen mit Rollenverzierung fasst ein rechteckiges Mittelfeld ein. Von dem Mittelfeld sind noch einmal zwei Felder oben und unten mit schmalerer Verzierung rundum abgetrennt. In der Mitte selbst befindet sich thematisch passend ein großes X. Alle Zwischenräume sind mit Streicheisenlinien ausgestaltet. Mit diesen wurden auch die Bünde spitz zulaufend nach vorne hin betont.

Der Rücken zeigt nur fünf einfach erhabene Bünde, die beidseitig mit jeweils drei Streicheisenlinien verziert wurden. An beiden Enden des Rückens sind breite Risse im Leder. Die Bibel wurde bereits einmal restauriert nach einem Holzwurmbefall, dessen Spuren sich in Form kleiner Löcher noch deutlich auf dem Vorderdeckel finden.


Provenienz
Innerhalb der Bibel finden sich mehrere handschriftliche Einträge. Direkt auf dem vorderen Spiegel ist eine schlecht zu lesende kurze Notiz. Die umfangreichsten Aufzeichnungen stehen aber auf dem hinteren fliegenden Vorsatzblatt. Auf der Rectoseite ist erst ein langer Text mit der Datierung auf das Jahr 1819. Darunter mit einer Linie abgegrenzt ist ein späterer Eintrag am 10. Februar 1814 geschrieben worden.
Auf der Versoseite beginnen die Eintragungen mit einem kleinen Spruch von einer dritten Hand: "Dieses (..?)ist Mir lieb und Wer mirs stiehlt der ist ein dieb und Wer es wieder bringt der ist ein Gottes kinnd." Unterzeichnet ist dieser von zwei Namen mit dem Ortshinweis "Zubilligheim". Wieder mit einer Linie abgetrennt davon folgt ein weiterer Eintrag, älter als die auf der vorhergehenden Seite: "Im Jahr 1787 den 17. Mai Ist mein Sohn (Peter Paul?) auf dieser welt geboren worden."
Weitere kleine Anmerkungen sind zwischen den Zeilen ergänzt und auf den hinteren Spiegel geschrieben. Sie sind aber verblasst und schwer lesbar.

Im Text selbst gibt es keine handschriftlichen Hinweise, dafür aber viele unterschiedliche Lesezeichen. Gleich vorne bei der Titelseite ist ein gedruckter Bibeltextauszug eingelegt. Des Weiteren sind an mehreren Stellen rote Kartonstücke zwischen den Seiten, ein getrockneter Blätterzweig, ein Stück eines Briefumschlags mit Briefmarke und Stempel (Stempelaufdruck: Landau in der Pfalz), mehrere kleine Zeitungsausschnitte und ein Flugblatt.
Das Flugblatt ist eine Schrift der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft (Zentraleinrichtung der Zeugen Jehovas) mit der Ortsangabe Barmen Unterdörnerstraße 76. Die Wachtturmgesellschaft hatte dort in den Jahren 1909-1929 ihren Sitz in Deutschland.
Die Zeitungsausschnitte stammen aus dem Gebiet bei Mannheim. Einer ist auf den 3.April 1947 datiert. Folglich wurde die Bibel intensiv genutzt und das bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein. Sie befindet sich seit längerem in einer Familie und wurde über Generationen hinweg weitergegeben.


Typographie
Für den deutschen Text der Bibel wurde als Schrift eine Fraktur verwendet. Nur auf dem Titelblatt sind die lateinischen Ausdrücke wie üblich in Antiqua gesetzt. Der Schriftgrad variiert. So sind z.B. die Register meist in einer weit kleineren Schriftgröße gedruckt als der Haupttext, das kleinste Register mit einer 118-zeiligen Schrift gegenüber dem Haupttext mit einer 65-zeiligen.

Im gesamten Text wurden die Wörter Herr und Gott ausgezeichnet, indem entweder das ganze Wort oder die ersten beiden Buchstaben in Majuskeln gesetzt wurden (i.d.R. HERR und GOtt).

Der Satzspiegel ist im Haupttext aus zwei breiten Kolumnen aufgebaut. In den Registerteilen ändert sich das von Register zu Register zwischen zwei bis zu vier Kolumnen. Zusätzlich zu den Seitenzahlen im lebenden Kolumnentitel oben finden sich am unteren Seitenrand Bogensignaturen sowie Kustoden, z.T. in unterschiedlichem Schriftgrad.


IllustrationIn der Bibel finden sich in unregelmäßigen Abständen und ausschließlich im Alten Testament insgesamt 12 große Holzschnittillustrationen. Sie sind immer auf der recto-Seite gedruckt und nehmen meist etwas mehr als die Hälfte der Seite ein. Auf einigen von ihnen steht klein ein Autorenhinweis für die Holzschnitte: ISNARD. Die Abbildungen dienten vor allem der erklärenden Veranschaulichung; in etwa der Hälfte der Illustrationen sind Bildelemente mit Buchstaben oder Zahlen versehen, die in einer Legende unterhalb des Bildes diese Elemente erläutern. Eine Besonderheit ist ein auf das vordere Vorsatzblatt eingeklebtes Blatt. Es ist komplett per Hand gestaltet und gibt einen weiteren Besitzerhinweis durch zwei Textzeilen in der unteren Bildmitte: "Dises Bibel Buch Ver-Ehren Ich Elisabeth Haggi."


Inhalt und Aufbau
Der vollständige Titel der Bibel lautet: "BIBLIA, Das ist Die Ganze Heilige Schrifft Alten und Neuen Testaments, Nach der Teutschen Ubersetzung D. Martin Luthers, Mit Jedes Kapitels kurzen Summarien, Lehr-reichen Vorreden über alle Bücher beyder Testamenten, Vorstellung der vornehmsten Materien oben auf einem jeglichen Blat, Anweisungen der Sonn- und Fest-täglichen Episteln und Evangelien, Auch beygefügten vielen, richtigen, und mit Fleiß nachgesehenen Parallelen, und Abtheilung der Haupt- und Macht-Sprüchen durch eine besonders Schrift GOTT zu Ehren und allen Heils-begierigen Seelen zum Besten. Nach des seligen Herrn Baron Carl Hildebrands von Canstein correctesten Edition wiederum in grobem Druck herausgegeben, Mit Sechs nutzlichen Registern, auch unterschiedlichen dazu dienlichen neuen Figuren, und der unveränderten Augspurgischen Confellion versehen."
Vor dem eigentlichen Text sind eine Vorrede Martin Luthers, ein Inhaltsverzeichnis und, wie im Titel schon angekündigt, mehrere Register gedruckt (Zeitregister der fürtrefflichen Heiligen Väter, Historien-Register, Register der Hauptlehren, Register der fremden Sprachen Namen und das Register der Episteln und Evangelien auf alle Sonn- und Festtage). Das Alte Testament folgt und ist auf Seite 620 abgeschlossen. Mit einem Neubeginn der Seitenzählung schließen sich die Apokryphen an, das sind Texte, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen worden sind. Mit dem folgenden Neuen Testament fängt die Seitenzählung wieder bei eins an (bis S. 216). Zuletzt hat auch die angefügte Augsburgische Confession 11 neu gezählte Seiten.
Gegen Ende des Alten Testaments hat sich ein Kollationsfehler eingeschlichen: auf die Seite 607/08 folgt das Blatt mit den Seiten 615/16, 611-14 schließen sich in richtiger Reihenfolge an, 609/10 erscheinen wieder vor Seite 617. Eine mögliche Erklärung ergibt sich daraus, dass sowohl das Blatt 607/08 als auch 615/16 keine Signatur aufweist und die Kustode auf Seite 608 ein Und ist. Wie auch auf der korrekterweise nachfolgenden Seite 609 beginnt der Text auf Seite 615 mit einem und. Man hat die Seitenzahlen wohl also nicht als Orientierung für die Kollation genutzt.

Montag, 15. September 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1517, Stb Ink a 36 b

Titel: Breviarium Moguntinum

Druckort: Mainz

Druckjahr: 1517

Umfang: 461 (27) Blatt

Format: Oktav

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen


Einbandbeschreibung
Als Material für den Einband wurden Holzdeckel verwendet, die mit Leder überzogen wurden (vermutlich Rindsleder?) und an denen zwei metallene Schließen angebracht wurden. Die Schließen sind schlicht gestaltet und vollständig erhalten. Aus ästhetischen Gründen wurden die Kanten der Deckel abgeschrägt.

Sowohl Vorder- als auch Hinterdeckel sind komplett und in gleicher Weise mit Blindpressung verziert. Um ein rechteckiges Mittelfeld und zwei oben und unten daran angrenzende freie Streifen zieht sich ein Rahmen. Beides, Mittelfeld und Rahmen, wurde mit Rollen gearbeitet, am Mittelfeld deutlich erkennbar an der Überlappung der Flechtranken. Kleine Zwischenräume wurden mit Streicheisenlinien gefüllt. Diese betonen auch noch vorne hin spitz zulaufend die Bünde des Rückens.

Der Rücken zeigt insgesamt vier erhabene Doppelbünde und trägt ein Signaturschild. Trotz der recht konservativen Komposition des Einbands handelt es sich um einen Renaissanceeinband, da in Deutschland diese Art der Gestaltung länger als in anderen Ländern beibehalten wurde.



Provenienz

In diesem Brevier finden sich wenige Hinweise auf frühere Besitzer. Nur auf dem vorderen Spiegel wurde mit Bleistift über dem Bibliotheksstempel eine Notiz angebracht. Sie verweist auf den Ort Mainz und den Drucker Johannes Schöffer im Jahr 1575 (Mnz: Jo. Schöffer 1575).

Auf dem Titelblatt wurde der Name eines früheren Besitzers durch Ausstreichen unkenntlich gemacht. Lesbar sind noch die Ortsangabe Mainz und die Zahl 44. Diese Art des Eintrags über dem Titel und auch die der Tilgung sind identisch mit denen des Breviers Stb Ink a 36 d (siehe dort). Anzunehmen ist auch, dass der handschriftliche Eintrag vor dem Binden gemacht wurde, da die Wörter oben leicht angeschnitten sind.




Papier

Die einzigen aussagekräftigen Teile eines Wasserzeichens sind an den Vorsatzblättern zu erkennen. Dort finden sich zwei Teile eines großen Adlers, der aufgrund des Formats - oktav - viergeteilt erscheint.





Typographie

Für den lateinischen Text wurden gebrochene gotische Schriften verwendet. Es handelt sich um Schöffers T5 (Textura, von Johann Schöffer seit 1503 verwendet) und T9 und 17 (Gotico-Antiqua, verwendet seit 1506 bzw. 1509). Der Schriftgrad variiert innerhalb des Buches. Im vorderen Hauptteil wurde in einer größeren 31-zeiligen Schrift gedruckt, in den darauf folgenden Teilen in einer kleineren 35-zeiligen (T17 mit dem kleinsten Schriftgrad). Die Variation spiegelt sich auch inhaltlich wieder und war daher wohl zur thematischen Abgrenzung gedacht.

Rot- und Schwarzdruck wechseln sich ab, wobei der Schwarzdruck in den Hauptteilen dominiert. Die Initialen und Absatzzeichen sind in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe gehalten, ebenso auch die Initialmajuskeln (volle Lombarden), die etwas größer gesetzt sind und zusammen mit den Absatzzeichen den Text gliedern anstelle von Absätzen.

Der Satzspiegel ist abgesehen von kleineren Registerteilen aus zwei Kolumnen aufgebaut. Abbreviaturen und Ligaturen fanden hier noch häufig Verwendung. Am unteren Rand sind zusätzlich Bogensignaturen angebracht, die mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt zij beginnen.


Illustration

Auf dem Titelblatt befinden sich zwei kleine Holzschnitte, die passend zum religiösen Inhalt Petrus und Paulus abbilden. Sie sind an ihren Attributen erkennbar, denn entsprechend ihrer Ikonographie trägt Petrus (links) einen großen Schlüssel und Paulus (rechts) ein Schwert.





Initialen



Neben den Initialmajuskeln gibt es noch einige größere Zierinitialen meist zu Beginn eines Hauptteils. Auffällig sind eine B- und eine C-Initiale. Sie sind weiß auf schwarzem Grund gestaltet. Die B-Initiale ist mit einer Blume verziert, die C-Initiale dagegen mit figürlichen Motiven. Trotzdem ähneln sich beide stilistisch, es sind Lombarden mit gespaltenen Enden. Durch ihre Gestaltung, negativ auf dunkler Fläche, sind sie typische Vertreter der Renaissanceinitialen.


Inhalt und Aufbau

Das Buch ist ein Brevier aus dem liturgischen Bereich. Es enthält damit eine Zusammenstellung und Kürzung verschiedener für das katholische Stundengebet gebräuchlicher Bücher. Inhaltlich folgt es noch dem alten römischen Ritus.

Nach dem Titelblatt fängt der Text mit einer Einleitung an ("praefatio ad lectorem") über 6 Blätter und dem folgt ein Kalenderteil (7 Blätter). Daran schließt direkt der erste Hauptteil an, beginnend mit "officiis diebus ad matutinas". Abschließend kommen noch zwei weitere unterscheidbare Teile. Auffällig ist, dass die Seiten stark beschnitten sind, erkennbar an dem teilweise angeschnittenen Kolumnentitel.

Das Brevier wurde 1517 in Mainz von Johann Schöffer gedruckt. Es ist damit Teil einer Neuauflage, die nach dem ersten Auftrag des Bistums Mainz 1509 gedruckt wurde. 1517 war das letzte Mal, zu dem die Mainzer Breviere unter Johann Schöffer in der Mainzer Offizin hergestellt wurden. Als Gebrauchsbuch gedacht, war es auch als solches genutzt worden.

Montag, 8. September 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1517, Stb Ink a 36 d


Titel: Breviarium Moguntinum

Druckort: Mainz

Druckjahr: 1517

Umfang: 350 (29) Blatt

Format: Oktav

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen




Einbandbeschreibung

Der Einband des Breviers besteht aus Holzdeckeln, die mit Leder überzogen sind (vermutlich Rindsleder). Die Kanten sind abgeschrägt und die Deckel komplett mit Blindpressung verziert. Beide metallenen Schließen sind vollständig erhalten, schlicht und mit kleinen Zierkerben versehen.

In der Verzierung sind Vorder- und Hinterdeckel gleich ausgestaltet. Ein Rahmen um ein rechteckiges Mittelfeld herum und zwei freie Streifen über und unter dem Mittelfeld bilden die einfache Komposition der Einbandgestaltung. Rahmen und Mittelfeld sind mit Rollen gearbeitet worden, im Mittelfeld erkennbar an der Überlappung der Flechtranken, und zusätzlich von Streicheisenlinien umgeben. Flechtwerk ist das Hauptmotiv der Verzierung. Eine Besonderheit zeigt sich auf dem Vorderdeckel. Hier hat ein früherer Besitzer seine Initialen auf dem frei gebliebenen Streifen oberhalb des Mittelfeldes eingezeichnet: ADP (siehe Provenienz).

Der Rücken zeigt vier erhabene Doppelbünde und ein Signaturschild. Die Doppelbünde sind mit Streicheisenlinien, die in einer Spitze auf den Deckeln von ihnen aus weiterlaufen, betont. Insgesamt handelt es sich hierbei um einen deutschen Renaissanceeinband.



Provenienz

Innerhalb des Buches finden sich gleich mehrere Besitzeinträge verschiedener Personen. Auf dem vorderen Spiegel hat sich ein Albert de puteo eingetragen. Seine Initialen sind es auch, die sich auf dem Einband befinden. Nach seinen Angaben hat er das Brevier 1598 erworben und war zu dieser Zeit Vikar von St. Alban in Mainz. Er macht auch eine Preisangabe, aber die Zahl vor den Alben ist bisher nicht entzifferbar.

Albert vom Putz (de puteo) war ein studierter Theologe und promovierte 1596 zum Doktor der Theologie. Seitdem war er an der theologischen Fakultät in Mainz tätig und anfangs auch Vikar von St. Alban, das bestätigt sein Besitzeintrag. Anschließend war er Domvikar und Pfarrer der Kirchen St. Emmeran (1599) und St. Quintin (1606). 1605 war Albert de puteo schließlich Rektor der Universität Mainz. Im Jahr darauf im September starb er.


Ein weiterer Besitzer mit dem Namen Georgius von Weiler hat sich auf dem letzten Blatt verso eingetragen. Nach seinen Angaben war er Canonicus von St. Victor. Auch er gibt als Ort Mainz an. Zu Zeit und Preis gibt der Eintrag keine Hinweise.

Auf dem Titelblatt stehen weitere handschriftliche Einträge. Direkt über dem Titel wurde ein früherer Besitzer durch Ausstreichen unkenntlich gemacht. Lediglich die Ortsangabe Mogunt (Mainz) ist noch zu erkennen und die Zahl 44. Des Weiteren ist in einer vierten Handschrift eine Zeile unterhalb des Haupttitels eingeschrieben. Sie beginnt mit Coll. Societ und verweist wieder auf Mainz. Diese Beschriftung des Titelblatts wurde auch in einem weiteren Brevier dieser Auflage vorgenommen (siehe Stb Ink a 36 b).




Typographie

Der lateinische Text ist in einer gebrochenen gotischen Schrift gesetzt - Textura (Schöffers T5 und T6) und Gotico-Antiqua (T9 und T17). Ihr Grad variiert nach dem folgenden Muster: ein erster Hauptteil ist in einer größeren Schrift 31-zeilig gehalten, während in den daran anschließenden Teilen eine kleinere Schriftgröße 35-zeilig verwendet wurde.

Der Satzspiegel ist aus zwei Kolumnen aufgebaut, ausgenommen sind davon kleinere Registerteile. Anstelle von Absätzen wird der Text durch die etwas größeren Initialmajuskeln (volle Lombarden) und die Absatzzeichen gegliedert. Beide sind in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe rot oder schwarz gedruckt, da sich Rot- und Schwarzdruck abwechseln. Schwarzdruck dominiert dabei in den Hauptteilen.

Aufgrund der zeitlichen Nähe zu den Inkunabeln, finden hier noch häufig Abbreviaturen und Ligaturen Verwendung. Am unteren Rand sind zusätzlich Bogensignaturen angebracht. Sie beginnen mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt zij.




Illustration

Die einzige vorhandene Illustration des Buches sind zwei kleine Holzschnitte auf dem Titelblatt. Passend zum Inhalt zeigen sie Petrus und Paulus mit ihren Attributen. Gemäß ihrer Ikonographie trägt Petrus (links) einen großen Schlüssel und Paulus (rechts) ein Schwert.


Initialen

Neben den Initialmajuskeln gibt es auch noch ein paar größere Zierinitialen meist zu Anfang eines Hauptteils. Auffällig sind eine B- und eine C-Initiale. Sie sind weiß auf schwarzem Grund gestaltet. Die B-Initiale ist mit einer Blume verziert, die C-Initiale dagegen mit figürlichen Motiven. Trotzdem ähneln sich beide stilistisch, es sind Lombarden mit gespaltenen Enden. Durch ihre Gestaltung, negativ auf dunkler Fläche, sind sie typische Vertreter der Renaissanceinitialen.

Inhalt und Aufbau

Es handelt sich um ein Brevier aus dem liturgischen Bereich. Daher enthält es eine Zusammenfassung und Kürzung verschiedener für das katholische Stundengebet gebräuchlicher Bücher. Der Inhalt folgt dabei noch dem alten römischen Ritus.

Der Text beginnt nach dem Titelblatt mit einer Einleitung ("praefatio ad lectorem", 6 Blätter), woran sich ein Kalender anschließt (7 Blätter). Danach sind zwei Blätter eingeklebt, die vermutlich ein Inhaltsverzeichnis darstellen. Dem folgt ein Register (11 Blätter) und darauf drei unterscheidbare Hauptteile (der erste beginnt mit "officiis diebus ad matutinas").

Das vorliegende Buch entstammt der Mainzer Offizin unter Johann Schöffer und ist Teil einer Brevierneuauflage von 1517, die auf der Oktavausgabe des ersten Auftrags des Bistums Mainz von 1509 basiert. Es wurde als Gebrauchsbuch gedruckt und von Mainzer Besitzern in ihrem beruflichen Umfeld tatsächlich genutzt.

Sonntag, 31. August 2008

Historiae Romanae decades: Römische Historie, Ink a 173

Titel: Historiae Romanae decades: Römische Historie
Druckort: Mainz
Druckjahr: 1533
Umfang: 545 Seiten
Format: Folio


Einbandbeschreibung
Der Einband ist aus zwei Holzdeckel aufgebaut, die mit dunkelbraunen Leder bezogen wurden. Es handelt sich wahrscheinlich um Schafsleder, da sich das Leder an einigen Stellen in mehreren Schichten ablöst, was für diese Lederart typisch ist.
Diese Gebrauchsspuren erstrecken sich über den gesamten Einband, wobei die linke obere Einbandecke des Vorderdeckels vollständig fehlt und der Holzdeckel hervortritt.

Sowohl der Vorder- als auch der Rückdeckel wurden in gleicher Weise mit Rollenstempel und Steicheisenlinien geprägt. Die Gestaltung erfolgte mit umlaufenden Stempelreihen in Blinddruck. Als Motive wurden Arabesken- und Flecht-Rollenstempel verwendet, die durch einfache Linien-Stempel voneinander getrennt wurden. In der Mitte der Deckel befindet sich jeweils ein Rechteck mit zwei nebeneinander liegenden, sich leicht überlappenden Arabesken-Stempel.
Das Aufkommen der Arabesken- und Flecht-Rollenstempel wird der Renaissance zugesprochen.
Auf dem festen, nicht geprägten Buchrücken sind vier echte Doppelbünde zu erkennen, die als Wülste hervortreten und auf dem Rücken aufliegen. Sie haben die Aufgabe, nicht nur die einzelnen Lagen des Buchblockes miteinander zu verbinden, sondern auch den gehefteten Buchblock mit den Deckeln zu vereinen.

Ursprünglich waren zwei Buchschließen angebracht, wobei jetzt nur noch die untere erhalten ist. Dabei handelt es sich um eine Metallschließe mit einem Metallscharnier. Sie ist schlicht, schmal und einfach verziert mit kleinem Rautenmuster, Kreisen, Punkten und Linien.


Es handelt es sich bei dieser Inkunabel um einen deutschen Renaissanceeinband, der bis Mitte des 16. Jahrhunderts hergestellt wurde.











Samstag, 12. Juli 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1517, Stb Ink a 36 c

Titel: Breviarium Moguntinum

Druckort: Mainz

Druckjahr: 1517

Umfang: 209 (10) Blatt

Format: Oktav

Einbandmaterial: Pergamenteinband mit Textilschließen




Einbandbeschreibung


Dieser Einband ist ein flexiber Einband mit Pergamentbezug, für dessen Inneres Makulatur verwendet wurde. Hier waren ursprünglich zwei Buchschließen aus Textil vorhanden, was noch an den kleinen Resten an Vorder- und Hinterdeckel zu erkennen ist.

Vorne und hinten ist ein ähnlicher Aufbau der Einbandverzierung zu sehen. Außen verläuft ein schmaler Rahmen aus zwei Linien und in den vier Ecken ist jeweils ein Stempel mit Blattmotiv eingeprägt; beides umgibt das großenteils leere Mittelfeld, in dessen Zentrum sich ein ovaler Stempel oder eine Platte (die Größe lässt beides zu) befindet. Diese Mittelverzierung von der Art einer Maureskenmotivik lässt die orientalischen Einflüsse auf die Einbandgestaltung zur Zeit der Renaissance erkennen. Der Vorderdeckel hat zusätzlich in der oberen Hälfte des Mittelfeldes die Buchstabenstempel A H E (Bedeutung unklar) und in der unteren Hälfte einzelne Zahlenstempel 1585 eingeprägt. Alle Pressungen sind mit dunkler Farbe noch hervorgehoben.

Der Rücken ist flach, hat aber eine Betonung der darunter liegenden Doppelbünde durch jeweils zwei Streicheisenlinien. Neben zwei weiteren sehr kleinen Zierstempeln finden sich dort mehrere Signaturschilder, ein großes S, die Signatur und die Zahlenfolge 399.




Provenienz

Das Brevier enthält insgesamt sehr wenige handschriftliche Eintragungen, darunter keine persönlichen Besitzeinträge.

Erwähnenswert ist nur ein mit Bleistift angebrachtes scrinio 13 und darunter num 399 (= Schild auf dem Buchrücken; siehe oben) auf dem vorderen Spiegel. Diese Art der Eintragung gibt einen Hinweis auf die Augustiner, die so die Bücher ihrer Bestände markierten.





Typographie

Für den Inhalt des Breviers wurde eine gebrochen gotische Schrift verwendet. Die Textura-Schriften (genauer T5 und T6, von Johann Schöffer seit 1503 bzw. 1506 verwendet) gehen noch auf Peter Schöffer d.Ä. zurück und wurden neben liturgischen Drucken vor allem als Auszeichnungsschrift eingesetzt.

Im Gegensatz zu weiteren Exemplaren der Brevierauflage gibt es keine Variation des Schriftgrades. Alle Teile erscheinen in 31-zeiligem Druck. Dennoch wechseln auch hier Rot- und Schwarzdruck - mit einer Dominanz des Schwarzdrucks - und Initialen und Absatzzeichen sind in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe gehalten. Die Initialmajuskeln, von der Stilart her volle Lombarden, gliedern den Text zusammen mit den Absatzzeichen.

Der Satzspiegel zeigt bis auf kleinere Teile einen Aufbau aus zwei Kolumnen. Abbreviaturen und Ligaturen kommen häufig zum Einsatz und am unteren Rand sind Bogensignaturen für den Buchbinder gedruckt. Sie beginnen mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt mit zij.



Initialen

Im Text meist zu Beginn größerer Teile wurden auch große Zierinitalen über fünf Zeilen hinweg gesetzt. Oft sind das volle Lombarden mit Perlen im Rotdruck.

Besonders auffallend sind allerdings zwei Zierinitialen, eine H- und eine B-Initiale. Die H-Initiale ist negativ auf rotem Grund gestaltet und mit Zierborten versehen. Auch die B-Initiale ist von einem mit pflanzlicher Verzierung gefüllten Rechteck umgeben, der Buchstabe selbst ist aber nicht weiß sondern voll in rot gedruckt. Dadurch unterscheiden sie sich deutlich voneinander, obwohl sie von ihrer Gestaltung her beide stilistisch nicht in den Text passen und im Fall der H-Initiale sogar Teile der Schrift verdecken.

Inhalt und Aufbau


Das Buch enthält seinem liturgischen Genre als Brevier gemäß eine Zusammenfassung und Kürzung verschiedener Bücher, die für das katholische Stundengebet verwendet werden. Es ist nach dem alten römischen Vorbild gedruckt.

Im vorliegenden Brevier fehlt ein Titelblatt und der Text beginnt mit einem Kalender (6 Blätter). Der erste Hauptteil, der sich daran anschließt, beginnt mit "prima ad adventis..." und danach folgt ein zweiter Hauptteil, beginnend mit "officiis diebus ad matutinas" (im Gegensatz zu Stb Ink a 36, 36 a, b und d). Ein dritter Teil, der 6 Blätter umfasst liegt außerhalb der Blattzählung.

Das Buch gehört zu der letzten Brevierauflage unter Johann Schöffer in der Mainzer Offizin von 1517. Es war eine Neuauflage der ersten vom Bistum Mainz in Auftrag gegebenen Oktavfertigung von 1509 und enthielt lediglich noch einen inhaltlichen Zusatz mit Informationen über die Feier der sancti feriales (=niedere Feste) im Bistum Mainz.

Dienstag, 8. Juli 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1517, Stb Ink a 36



Titel: Breviarium Moguntinum

Druckort: Mainz

Druckjahr: 1517

Umfang: 461 (14) Blatt

Format: Oktav
Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen



Einbandbeschreibung


Der Einband besteht aus Holzdeckeln mit Lederbezug - vielleicht Schweinsleder? - , ist mit Blindpressung versehen und hat abgeschrägte Außenkanten. Von den ursprünlich zwei einfachen metallenen Schließen ist noch eine vollständig erhalten.

Vorder- sowie Hinterdeckel zeigen eine ähnliche Gestaltung mit Rollen und Streicheisenlinien, die in einem doppelten Rahmen um ein rechteckiges Mittelfeld angelegt sind. Zwischen dem äußeren und dem inneren Rahmen sind jeweils oben und unten zwei Streifen freigelassen und mit Stempeln verziert, die aus Vögel- und Arabeskenmotiven bestehen.

Neben floralem Ranken- und Arabeskenmuster sind in dem äußeren Rollenrahmen Medaillons mit Köpfen im Halbprofil zu sehen und auch das kleine Mittelfeld ist mit einer Figur geschmückt. Hier zeigen sich also für die Renaissance typische Gestaltungselemente. Anhand des Rückendeckels ist zu erkennen, dass es sich bei der Figur in der Mitte wohl auch um eine Rolle als Prägewerkzeug handelt, da diese dort fehlerhaft erscheint, zweigeteilt mit dem Unterkörper über dem Oberkörper.

Der Einbandrücken mit vier erhabenen Doppelbünden zeigt eine spätere Neueinbindung mit weißem Papier. Die Art der handschriftlichen Wiederaufnahme des Titels dort, lässt auf die Jesuiten als Neueinbinder schließen. Zudem findet sich die kleine Angabe Moguntia 1618, was auf Zeitpunkt und -ort hinweist. Grund für die Neubindung des Rückens war vermutlich der Versuch ein einheitliches Bild des Buchbestandes im Regal zu erzeugen.




Provenienz

Es gibt in diesem Brevierband keine Besitzeinträge, dafür zahlreiche handschriftliche Annotationen, die thematisch auf den Inhalt bezogen sind und von verschiedenen Händen stammen.

Spiegel und Vorsatzblätter sind fast vollständig beschriftet, so dass die Makulatur, aus der der vordere Spiegel besteht nicht mehr zu lesen ist. Auf den Vorsatzblättern sind Planetennamen aufgelistet und im Kalender wurden neben die lateinischen Ziffern die entsprechenden arabischen notiert, vom Besitzer wohl als Hilfestellung für sich gedacht.

Des Weiteren steht auf den ersten Blättern am unteren Rand fortlaufend ein kleines Lied oder Teile von einem. Notenlinien mit Noten sind dort eingezeichnet und darunter ein lateinischer Text.

Typographie


Für den Text des Buches wurden gebrochene gotische Schriften verwendet und zwar Schöffers T6 (Textura, verwendet seit 1505), sowie T9 und T17 (Gotico-Antiqua, von Johann Schöffer seit 1506 bzw. 1509 verwendet). Der Schriftgrad variiert so wie in weiteren Exemplaren des Mainzer Breviers. Nach dem ersten Hauptteil in einer größeren 31-zeiligen Schrift, folgen Teile in einer kleineren 35-zeiligen Schrift.

Es erfolgt ein Wechsel zwischen Rot- und Schwarzdruck. Schwarzdruck herrscht dabei in den Hauptteilen des Textes vor. Majuskeln und Absatzzeichen erscheinen in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe, ebenso wie die etwas größeren Initialmajuskeln (volle Lombarden), welche zusammen mit den Absatzzeichen den Text anstelle von Absätzen gliedern.

Der Satzspiegel ist hauptsächlich mit zwei Kolumnen gestaltet. Abbreviaturen und Ligaturen kommen noch häufig vor und am unteren Rand sind Bogensignaturen zur Unterstützung des Buchbinders angebracht. Diese beginnen mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt zij.




Initialen



An einigen Stellen finden sich im Text größere Zierinitialen unterschiedlicher Stile. Auffallend sind eine B- und eine C-Initiale, die auch in anderen Brevierexemplaren auftauchen (Stb Ink a 36 a, b und d). Es handelt sich um Lombarden mit gespaltenen Enden, die negativ in schwarz auf vegetabilisch-ziseliertem Hintergrund erscheinen. Sie sind damit typische Vertreter der Renaissanceinitialen.

Außerdem gibt es noch weitere Initialen, die zumeist in rot gedruckt sind. Auch diese sind Lombarden, allerdings volle Lombarden mit Perlen, sie sind also nicht negativ auf dunklem Hintergrund gestaltet.

Inhalt und Aufbau

Ein Brevier aus dem liturgischen Genre enthält eine Zusammenfassung und Kürzung verschiedener für das katholische Stundengebet verwendeter Bücher. Die Reihenfolge einzelner Teile kann variieren. Das untersuchte Buch ist nach dem alten römischen Vorbild gedruckt, da eine Reform des Breviers erst 1568 von Papst Pius V. vorgenommen wurde.

Inhaltlich beginnt es direkt mit einer "praefatio", einer Art Vorwort (5 Blätter). Ein Titelblatt fehlt. Darauf folgt ein Kalender (7 Blätter) und ein erster Hauptteil (beginnend mit "officiis diebus ad matutinas"). Ab dem sich daran anschließenden zweiten Teil liegt der kleinere Schriftgrad vor. Zwischen Blatt CXV und CXVI ist ein Register eingeschoben, das zwölf Blätter umfasst und mit Buchstaben gekennzeichnet ist, und ein Inhaltsverzeichnis. Abgeschlossen wird das Brevier mit drei weiteren unterscheidbaren Teilen.

In der Schöfferschen Druckerei wurden 1517 das letzte Mal Mainzer Breviere unter Johann Schöffer hergestellt. Es handelt sich bei dieser Auflage um eine Neuauflage nach dem Vorbild der Oktavfertigung von 1509. Das vorliegende Brevier war als Gebrauchsbuch gedacht und genutzt worden.

Freitag, 27. Juni 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1509, Stb Ink a 36 a


Titel: Breviarium Moguntinum

Druckjahr: 1509

Ort: Mainz

Umfang: 462 (41) Blatt
Format: Oktav

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen



Einbandbeschreibung


Der Einband besteht aus mit Leder - vielleicht Rind? - bezogenen Holzdeckeln, ist mit Blindpressung versehen und hat zwei einfache metallene Schließen, von denen lediglich die am Einband befestigten Teile erhalten sind. Die Schließen selbst sind nicht mehr vorhanden.

Sowohl Vorderdeckel als auch Hinterdeckel sind mit Rollen komplett in gleicher Komposition ausgestaltet. Ein Rahmen umgibt ein rechteckiges Mittelfeld, über und unter dem ein Streifen frei gelassen wurde. Das Mittelfeld ist mit drei parallelen Rollen gefüllt, wobei die äußeren ein mit Punkten umgebenes Karomuster zeigen und die mittlere ähnlich dem Rahmen ein florales Rankenmuster. Sämtliche Zwischenräume sind zusätzlich noch mit Streicheisenlinien versehen und diese betonen auch spitz in die Mitte hin zulaufend die Bünde des Rückens.

An allen drei Außenkanten ist eine aus ästhetischen Gründen vorgenommene Abschrägung zu erkennen, die noch durch kleine Einkerbungen betont wird.

Der Rücken des Buches zeigt vier erhabene Doppelbünde und hat ein Signaturschild, ist aber ansonsten unverziert geblieben.

Es handelt sich hierbei um einen deutschen Renaissanceeinband.



Provenienz


Auf dem vorderen Spiegel findet sich ein handschriftlicher Besitzeintrag in rot von einem Johannes Cyprianus Appelius aus Seligenstadt. Dieser war bis 1618 Vikar der Liebfrauenkirche von Mainz und anschließend bis an sein Lebensende Vikar von St. Victor (25.8.1618-28.8.1632). Da der Hinweis auf St. Victor auch in seinem Eintrag steht, fällt der Erwerb des Breviers durch J.C. Appelius wohl in diese Zeit. Abgesehen von weiteren Annotationen und Notizen innerhalb des Buches, ist es der einzige vorhandene Besitzeintrag.

Die auffallendsten handschriftlichen Einträge befinden sich im Kalenderteil des Breviars, dort wurden alle lateinischen Ziffern in arabischen danebengeschrieben. Eine längere Notiz in Latein wurde auf dem hinteren Spiegel notiert.

Der Text des Buches schließt unten auf der letzten Seite mit einem in rot gedruckten Kolophon ab, welcher die Angaben über Drucker, -ort und -jahr enthält: Johann Schöffer, Mainz, im Jahr 1509.

Zur Bestätigung dieser Angaben folgt darauf auf dem letzten bedruckten Blatt das Druckersignet Schöffers, zwei Schilde an einem Aststück hängend. Das Signet wurde erstmals von Peter Schöffer 1462 verwendet und gelangte ab 1469 in dauerhaften Gebrauch der mainzer Offizin.






Papier

Durch das Format des Breviers, Oktav, sind Wasserzeichen nur schwer zu erkennen. Sie erscheinen im Falz und viergeteilt. Der einzige einigermaßen gut erkennbare und aussagekräftige Teil eines Wasserzeichens war auf einem der leeren Vorsatzblätter zu sehen. Es handelt sich um einen Bären in einem Kreis aus Zacken.

Eigenartigerweise ähnelt das Zeichen sehr der Serie C260, die als das klassische Wasserzeichen der Mühle Obere Chräzeren in St. Gallen gilt. Datierte Schriftstücke zu diesem Zeichen sind allerdings erst aus dem 17. Jh. belegt, im Zeitraum zwischen 1623-1627.



Typographie

Für den Text wurden gebrochene gotische Schriften verwendet. Es handelt sich um Schöffers T5 (Textura, von Johann Schöffer seit 1503 verwendet) und T9 und 17 (Gotico-Antiqua, verwendet seit 1506 bzw. 1509). Der Schriftgrad variiert innerhalb des Buches. Im vorderen Hauptteil wurde in einer größeren 31-zeiligen Schrift gedruckt, in den darauf folgenden Teilen in einer kleineren 35-zeiligen (T17 mit dem kleinsten Schriftgrad) zur inhaltlichen Abgrenzung.

Rot- und Schwarzdruck wechseln sich ab, wobei der Schwarzdruck in den Hauptteilen dominiert. Die Initialen und Absatzzeichen sind in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe gehalten, ebenso auch die Initialmajuskeln, die etwas größer gesetzt sind und zusammen mit den Absatzzeichen den Text gliedern anstelle von Absätzen.

Der Satzspiegel ist in den Hauptteilen aus zwei Kolumnen aufgebaut. Kleinere Teile wie z.B. ein Register wurden zum Teil aber auch nur in einer gesetzt. Abbreviaturen und Ligaturen fanden hier noch häufig Verwendung. Am unteren Rand sind zusätzlich Bogensignaturen angebracht, die mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt zij beginnen.

Initialen

Neben den Initialmajuskeln lassen sich noch größere Zierinitialen finden. Sie sind in unterschiedlichem Stil gestaltet und unterscheiden sich sehr voneinander. Auf Blatt V ist eine C-Initiale, die sich auch in weiteren Exemplaren wiederfindet (Stb Ink a 36, 36 b und d). Es ist eine Lombarde mit gespaltenen Enden auf vegetabilisch-ziseliertem Hintergrund in schwarz. Daneben gibt es mehrere kalligraphische Zierinitialen in rot und weitere wieder anderen Stils.




Inhalt und Aufbau

Da es sich bei dem Buch um ein Brevier handelt, enthält es eine Zusammenfassung und Kürzung verschiedener Bücher, die für das liturgische Stundengebet verwendet werden. Das Brevier ist nach dem alten römischen Vorbild gedruckt, denn in Mainz wurde erst Anfang des 17. Jahrhunderts das neue, 1568 von Papst Pius V. reformierte Brevier übernommen.

Bemerkenswerterweise beginnt der Text mit einer handschriftlichen "Praeparatio ad missam" (Vorbereitung zur Messe), dem ein ebenfalls handschriftliches Titelblatt folgt. Für die Verfassung des Titelblatts lag dabei eindeutig ein gedrucktes Vorbild zugrunde.


Der weitere Aufbau gliedert sich in einen Kalenderteil (7 Blätter), ein Register (11 Blätter), ein Inhaltsverzeichnis, einen ersten Hauptteil (beginnend mit "officiis diebus ad matutinas") und drei weitere Teile, abgeschlossen von einem zweiten Inhaltsverzeichnis.

Johann Schöffer erhielt den Auftrag zum Druck eines Breviers vom Bistum Mainz erstmals 1509. Daraufhin wurden in der Mainzer Offizin Parallelausgaben in zwei Formaten gedruckt, einer Folio- und einer Oktavfertigung. Das hier untersuchte Brevier ist Teil dieser Oktavausgabe von 1509 und war als Gebrauchsbuch gedacht und verwendet worden.