Dienstag, 29. September 2009

Bibel, Basel, 1769

Titel: BIBLIA, Das ist Die Ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments, Nach der Teutschen Ubersetzung D. Martin Luthers (...)

Druckort: Basel

Druckjahr: 1769

Drucker: Emanuel Thurneysen

Umfang: 513 Blatt

Format: 2°

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen an Lederbändern


Einbandbeschreibung
Das Material des Einbands besteht aus mit schwarzem Leder überzogenen Holzdeckeln. Ursprünglich waren zwei schlichte Schließen aus Metall an ledernen Bändern angebracht gewesen, von ihnen ist aber nur eine erhalten.

Vorder- und Hinterdeckel der Bibel sind in gleicher Weise mit Blindpressung verziert, wobei diese besonders auf der Vorderseite nur noch schlecht zu erkennen ist. Ein einfacher Rahmen mit Rollenverzierung fasst ein rechteckiges Mittelfeld ein. Von dem Mittelfeld sind noch einmal zwei Felder oben und unten mit schmalerer Verzierung rundum abgetrennt. In der Mitte selbst befindet sich thematisch passend ein großes X. Alle Zwischenräume sind mit Streicheisenlinien ausgestaltet. Mit diesen wurden auch die Bünde spitz zulaufend nach vorne hin betont.

Der Rücken zeigt nur fünf einfach erhabene Bünde, die beidseitig mit jeweils drei Streicheisenlinien verziert wurden. An beiden Enden des Rückens sind breite Risse im Leder. Die Bibel wurde bereits einmal restauriert nach einem Holzwurmbefall, dessen Spuren sich in Form kleiner Löcher noch deutlich auf dem Vorderdeckel finden.


Provenienz
Innerhalb der Bibel finden sich mehrere handschriftliche Einträge. Direkt auf dem vorderen Spiegel ist eine schlecht zu lesende kurze Notiz. Die umfangreichsten Aufzeichnungen stehen aber auf dem hinteren fliegenden Vorsatzblatt. Auf der Rectoseite ist erst ein langer Text mit der Datierung auf das Jahr 1819. Darunter mit einer Linie abgegrenzt ist ein späterer Eintrag am 10. Februar 1814 geschrieben worden.
Auf der Versoseite beginnen die Eintragungen mit einem kleinen Spruch von einer dritten Hand: "Dieses (..?)ist Mir lieb und Wer mirs stiehlt der ist ein dieb und Wer es wieder bringt der ist ein Gottes kinnd." Unterzeichnet ist dieser von zwei Namen mit dem Ortshinweis "Zubilligheim". Wieder mit einer Linie abgetrennt davon folgt ein weiterer Eintrag, älter als die auf der vorhergehenden Seite: "Im Jahr 1787 den 17. Mai Ist mein Sohn (Peter Paul?) auf dieser welt geboren worden."
Weitere kleine Anmerkungen sind zwischen den Zeilen ergänzt und auf den hinteren Spiegel geschrieben. Sie sind aber verblasst und schwer lesbar.

Im Text selbst gibt es keine handschriftlichen Hinweise, dafür aber viele unterschiedliche Lesezeichen. Gleich vorne bei der Titelseite ist ein gedruckter Bibeltextauszug eingelegt. Des Weiteren sind an mehreren Stellen rote Kartonstücke zwischen den Seiten, ein getrockneter Blätterzweig, ein Stück eines Briefumschlags mit Briefmarke und Stempel (Stempelaufdruck: Landau in der Pfalz), mehrere kleine Zeitungsausschnitte und ein Flugblatt.
Das Flugblatt ist eine Schrift der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft (Zentraleinrichtung der Zeugen Jehovas) mit der Ortsangabe Barmen Unterdörnerstraße 76. Die Wachtturmgesellschaft hatte dort in den Jahren 1909-1929 ihren Sitz in Deutschland.
Die Zeitungsausschnitte stammen aus dem Gebiet bei Mannheim. Einer ist auf den 3.April 1947 datiert. Folglich wurde die Bibel intensiv genutzt und das bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein. Sie befindet sich seit längerem in einer Familie und wurde über Generationen hinweg weitergegeben.


Typographie
Für den deutschen Text der Bibel wurde als Schrift eine Fraktur verwendet. Nur auf dem Titelblatt sind die lateinischen Ausdrücke wie üblich in Antiqua gesetzt. Der Schriftgrad variiert. So sind z.B. die Register meist in einer weit kleineren Schriftgröße gedruckt als der Haupttext, das kleinste Register mit einer 118-zeiligen Schrift gegenüber dem Haupttext mit einer 65-zeiligen.

Im gesamten Text wurden die Wörter Herr und Gott ausgezeichnet, indem entweder das ganze Wort oder die ersten beiden Buchstaben in Majuskeln gesetzt wurden (i.d.R. HERR und GOtt).

Der Satzspiegel ist im Haupttext aus zwei breiten Kolumnen aufgebaut. In den Registerteilen ändert sich das von Register zu Register zwischen zwei bis zu vier Kolumnen. Zusätzlich zu den Seitenzahlen im lebenden Kolumnentitel oben finden sich am unteren Seitenrand Bogensignaturen sowie Kustoden, z.T. in unterschiedlichem Schriftgrad.


IllustrationIn der Bibel finden sich in unregelmäßigen Abständen und ausschließlich im Alten Testament insgesamt 12 große Holzschnittillustrationen. Sie sind immer auf der recto-Seite gedruckt und nehmen meist etwas mehr als die Hälfte der Seite ein. Auf einigen von ihnen steht klein ein Autorenhinweis für die Holzschnitte: ISNARD. Die Abbildungen dienten vor allem der erklärenden Veranschaulichung; in etwa der Hälfte der Illustrationen sind Bildelemente mit Buchstaben oder Zahlen versehen, die in einer Legende unterhalb des Bildes diese Elemente erläutern. Eine Besonderheit ist ein auf das vordere Vorsatzblatt eingeklebtes Blatt. Es ist komplett per Hand gestaltet und gibt einen weiteren Besitzerhinweis durch zwei Textzeilen in der unteren Bildmitte: "Dises Bibel Buch Ver-Ehren Ich Elisabeth Haggi."


Inhalt und Aufbau
Der vollständige Titel der Bibel lautet: "BIBLIA, Das ist Die Ganze Heilige Schrifft Alten und Neuen Testaments, Nach der Teutschen Ubersetzung D. Martin Luthers, Mit Jedes Kapitels kurzen Summarien, Lehr-reichen Vorreden über alle Bücher beyder Testamenten, Vorstellung der vornehmsten Materien oben auf einem jeglichen Blat, Anweisungen der Sonn- und Fest-täglichen Episteln und Evangelien, Auch beygefügten vielen, richtigen, und mit Fleiß nachgesehenen Parallelen, und Abtheilung der Haupt- und Macht-Sprüchen durch eine besonders Schrift GOTT zu Ehren und allen Heils-begierigen Seelen zum Besten. Nach des seligen Herrn Baron Carl Hildebrands von Canstein correctesten Edition wiederum in grobem Druck herausgegeben, Mit Sechs nutzlichen Registern, auch unterschiedlichen dazu dienlichen neuen Figuren, und der unveränderten Augspurgischen Confellion versehen."
Vor dem eigentlichen Text sind eine Vorrede Martin Luthers, ein Inhaltsverzeichnis und, wie im Titel schon angekündigt, mehrere Register gedruckt (Zeitregister der fürtrefflichen Heiligen Väter, Historien-Register, Register der Hauptlehren, Register der fremden Sprachen Namen und das Register der Episteln und Evangelien auf alle Sonn- und Festtage). Das Alte Testament folgt und ist auf Seite 620 abgeschlossen. Mit einem Neubeginn der Seitenzählung schließen sich die Apokryphen an, das sind Texte, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen worden sind. Mit dem folgenden Neuen Testament fängt die Seitenzählung wieder bei eins an (bis S. 216). Zuletzt hat auch die angefügte Augsburgische Confession 11 neu gezählte Seiten.
Gegen Ende des Alten Testaments hat sich ein Kollationsfehler eingeschlichen: auf die Seite 607/08 folgt das Blatt mit den Seiten 615/16, 611-14 schließen sich in richtiger Reihenfolge an, 609/10 erscheinen wieder vor Seite 617. Eine mögliche Erklärung ergibt sich daraus, dass sowohl das Blatt 607/08 als auch 615/16 keine Signatur aufweist und die Kustode auf Seite 608 ein Und ist. Wie auch auf der korrekterweise nachfolgenden Seite 609 beginnt der Text auf Seite 615 mit einem und. Man hat die Seitenzahlen wohl also nicht als Orientierung für die Kollation genutzt.

Samstag, 31. Januar 2009

Wichtige Neuerscheinung

Liebe Druckforschende,

hier eine wichtige Neuerscheinung:

Boghardt, Martin: Archäologie des gedruckten Buches, hrsg. von Paul Needham und Julie Boghardt. Wiesbaden: Harrassowitz 2008 (=Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 42).



Weitere Angaben:
pages/dimensions : 536 Seiten - 24 × 17 cm
binding: Leinen
publishing date: 1. Auflage 05.2008
price info: 98,00 Eur[D] / 100,80 Eur[A] / 166,00 CHF
ISBN10: 3-447-05774-2
ISBN: 978-3-447-05774-5

Das Inhaltaverzeichnis ist hier einsehbar PDF-Inhalt Archäologie des gedruckten Buches

Info: Diese ist z.B. auch in der Gutenberg-Bibliothek einzusehen.