Montag, 15. September 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1517, Stb Ink a 36 b

Titel: Breviarium Moguntinum

Druckort: Mainz

Druckjahr: 1517

Umfang: 461 (27) Blatt

Format: Oktav

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen


Einbandbeschreibung
Als Material für den Einband wurden Holzdeckel verwendet, die mit Leder überzogen wurden (vermutlich Rindsleder?) und an denen zwei metallene Schließen angebracht wurden. Die Schließen sind schlicht gestaltet und vollständig erhalten. Aus ästhetischen Gründen wurden die Kanten der Deckel abgeschrägt.

Sowohl Vorder- als auch Hinterdeckel sind komplett und in gleicher Weise mit Blindpressung verziert. Um ein rechteckiges Mittelfeld und zwei oben und unten daran angrenzende freie Streifen zieht sich ein Rahmen. Beides, Mittelfeld und Rahmen, wurde mit Rollen gearbeitet, am Mittelfeld deutlich erkennbar an der Überlappung der Flechtranken. Kleine Zwischenräume wurden mit Streicheisenlinien gefüllt. Diese betonen auch noch vorne hin spitz zulaufend die Bünde des Rückens.

Der Rücken zeigt insgesamt vier erhabene Doppelbünde und trägt ein Signaturschild. Trotz der recht konservativen Komposition des Einbands handelt es sich um einen Renaissanceeinband, da in Deutschland diese Art der Gestaltung länger als in anderen Ländern beibehalten wurde.



Provenienz

In diesem Brevier finden sich wenige Hinweise auf frühere Besitzer. Nur auf dem vorderen Spiegel wurde mit Bleistift über dem Bibliotheksstempel eine Notiz angebracht. Sie verweist auf den Ort Mainz und den Drucker Johannes Schöffer im Jahr 1575 (Mnz: Jo. Schöffer 1575).

Auf dem Titelblatt wurde der Name eines früheren Besitzers durch Ausstreichen unkenntlich gemacht. Lesbar sind noch die Ortsangabe Mainz und die Zahl 44. Diese Art des Eintrags über dem Titel und auch die der Tilgung sind identisch mit denen des Breviers Stb Ink a 36 d (siehe dort). Anzunehmen ist auch, dass der handschriftliche Eintrag vor dem Binden gemacht wurde, da die Wörter oben leicht angeschnitten sind.




Papier

Die einzigen aussagekräftigen Teile eines Wasserzeichens sind an den Vorsatzblättern zu erkennen. Dort finden sich zwei Teile eines großen Adlers, der aufgrund des Formats - oktav - viergeteilt erscheint.





Typographie

Für den lateinischen Text wurden gebrochene gotische Schriften verwendet. Es handelt sich um Schöffers T5 (Textura, von Johann Schöffer seit 1503 verwendet) und T9 und 17 (Gotico-Antiqua, verwendet seit 1506 bzw. 1509). Der Schriftgrad variiert innerhalb des Buches. Im vorderen Hauptteil wurde in einer größeren 31-zeiligen Schrift gedruckt, in den darauf folgenden Teilen in einer kleineren 35-zeiligen (T17 mit dem kleinsten Schriftgrad). Die Variation spiegelt sich auch inhaltlich wieder und war daher wohl zur thematischen Abgrenzung gedacht.

Rot- und Schwarzdruck wechseln sich ab, wobei der Schwarzdruck in den Hauptteilen dominiert. Die Initialen und Absatzzeichen sind in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe gehalten, ebenso auch die Initialmajuskeln (volle Lombarden), die etwas größer gesetzt sind und zusammen mit den Absatzzeichen den Text gliedern anstelle von Absätzen.

Der Satzspiegel ist abgesehen von kleineren Registerteilen aus zwei Kolumnen aufgebaut. Abbreviaturen und Ligaturen fanden hier noch häufig Verwendung. Am unteren Rand sind zusätzlich Bogensignaturen angebracht, die mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt zij beginnen.


Illustration

Auf dem Titelblatt befinden sich zwei kleine Holzschnitte, die passend zum religiösen Inhalt Petrus und Paulus abbilden. Sie sind an ihren Attributen erkennbar, denn entsprechend ihrer Ikonographie trägt Petrus (links) einen großen Schlüssel und Paulus (rechts) ein Schwert.





Initialen



Neben den Initialmajuskeln gibt es noch einige größere Zierinitialen meist zu Beginn eines Hauptteils. Auffällig sind eine B- und eine C-Initiale. Sie sind weiß auf schwarzem Grund gestaltet. Die B-Initiale ist mit einer Blume verziert, die C-Initiale dagegen mit figürlichen Motiven. Trotzdem ähneln sich beide stilistisch, es sind Lombarden mit gespaltenen Enden. Durch ihre Gestaltung, negativ auf dunkler Fläche, sind sie typische Vertreter der Renaissanceinitialen.


Inhalt und Aufbau

Das Buch ist ein Brevier aus dem liturgischen Bereich. Es enthält damit eine Zusammenstellung und Kürzung verschiedener für das katholische Stundengebet gebräuchlicher Bücher. Inhaltlich folgt es noch dem alten römischen Ritus.

Nach dem Titelblatt fängt der Text mit einer Einleitung an ("praefatio ad lectorem") über 6 Blätter und dem folgt ein Kalenderteil (7 Blätter). Daran schließt direkt der erste Hauptteil an, beginnend mit "officiis diebus ad matutinas". Abschließend kommen noch zwei weitere unterscheidbare Teile. Auffällig ist, dass die Seiten stark beschnitten sind, erkennbar an dem teilweise angeschnittenen Kolumnentitel.

Das Brevier wurde 1517 in Mainz von Johann Schöffer gedruckt. Es ist damit Teil einer Neuauflage, die nach dem ersten Auftrag des Bistums Mainz 1509 gedruckt wurde. 1517 war das letzte Mal, zu dem die Mainzer Breviere unter Johann Schöffer in der Mainzer Offizin hergestellt wurden. Als Gebrauchsbuch gedacht, war es auch als solches genutzt worden.

Montag, 8. September 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1517, Stb Ink a 36 d


Titel: Breviarium Moguntinum

Druckort: Mainz

Druckjahr: 1517

Umfang: 350 (29) Blatt

Format: Oktav

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen




Einbandbeschreibung

Der Einband des Breviers besteht aus Holzdeckeln, die mit Leder überzogen sind (vermutlich Rindsleder). Die Kanten sind abgeschrägt und die Deckel komplett mit Blindpressung verziert. Beide metallenen Schließen sind vollständig erhalten, schlicht und mit kleinen Zierkerben versehen.

In der Verzierung sind Vorder- und Hinterdeckel gleich ausgestaltet. Ein Rahmen um ein rechteckiges Mittelfeld herum und zwei freie Streifen über und unter dem Mittelfeld bilden die einfache Komposition der Einbandgestaltung. Rahmen und Mittelfeld sind mit Rollen gearbeitet worden, im Mittelfeld erkennbar an der Überlappung der Flechtranken, und zusätzlich von Streicheisenlinien umgeben. Flechtwerk ist das Hauptmotiv der Verzierung. Eine Besonderheit zeigt sich auf dem Vorderdeckel. Hier hat ein früherer Besitzer seine Initialen auf dem frei gebliebenen Streifen oberhalb des Mittelfeldes eingezeichnet: ADP (siehe Provenienz).

Der Rücken zeigt vier erhabene Doppelbünde und ein Signaturschild. Die Doppelbünde sind mit Streicheisenlinien, die in einer Spitze auf den Deckeln von ihnen aus weiterlaufen, betont. Insgesamt handelt es sich hierbei um einen deutschen Renaissanceeinband.



Provenienz

Innerhalb des Buches finden sich gleich mehrere Besitzeinträge verschiedener Personen. Auf dem vorderen Spiegel hat sich ein Albert de puteo eingetragen. Seine Initialen sind es auch, die sich auf dem Einband befinden. Nach seinen Angaben hat er das Brevier 1598 erworben und war zu dieser Zeit Vikar von St. Alban in Mainz. Er macht auch eine Preisangabe, aber die Zahl vor den Alben ist bisher nicht entzifferbar.

Albert vom Putz (de puteo) war ein studierter Theologe und promovierte 1596 zum Doktor der Theologie. Seitdem war er an der theologischen Fakultät in Mainz tätig und anfangs auch Vikar von St. Alban, das bestätigt sein Besitzeintrag. Anschließend war er Domvikar und Pfarrer der Kirchen St. Emmeran (1599) und St. Quintin (1606). 1605 war Albert de puteo schließlich Rektor der Universität Mainz. Im Jahr darauf im September starb er.


Ein weiterer Besitzer mit dem Namen Georgius von Weiler hat sich auf dem letzten Blatt verso eingetragen. Nach seinen Angaben war er Canonicus von St. Victor. Auch er gibt als Ort Mainz an. Zu Zeit und Preis gibt der Eintrag keine Hinweise.

Auf dem Titelblatt stehen weitere handschriftliche Einträge. Direkt über dem Titel wurde ein früherer Besitzer durch Ausstreichen unkenntlich gemacht. Lediglich die Ortsangabe Mogunt (Mainz) ist noch zu erkennen und die Zahl 44. Des Weiteren ist in einer vierten Handschrift eine Zeile unterhalb des Haupttitels eingeschrieben. Sie beginnt mit Coll. Societ und verweist wieder auf Mainz. Diese Beschriftung des Titelblatts wurde auch in einem weiteren Brevier dieser Auflage vorgenommen (siehe Stb Ink a 36 b).




Typographie

Der lateinische Text ist in einer gebrochenen gotischen Schrift gesetzt - Textura (Schöffers T5 und T6) und Gotico-Antiqua (T9 und T17). Ihr Grad variiert nach dem folgenden Muster: ein erster Hauptteil ist in einer größeren Schrift 31-zeilig gehalten, während in den daran anschließenden Teilen eine kleinere Schriftgröße 35-zeilig verwendet wurde.

Der Satzspiegel ist aus zwei Kolumnen aufgebaut, ausgenommen sind davon kleinere Registerteile. Anstelle von Absätzen wird der Text durch die etwas größeren Initialmajuskeln (volle Lombarden) und die Absatzzeichen gegliedert. Beide sind in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe rot oder schwarz gedruckt, da sich Rot- und Schwarzdruck abwechseln. Schwarzdruck dominiert dabei in den Hauptteilen.

Aufgrund der zeitlichen Nähe zu den Inkunabeln, finden hier noch häufig Abbreviaturen und Ligaturen Verwendung. Am unteren Rand sind zusätzlich Bogensignaturen angebracht. Sie beginnen mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt zij.




Illustration

Die einzige vorhandene Illustration des Buches sind zwei kleine Holzschnitte auf dem Titelblatt. Passend zum Inhalt zeigen sie Petrus und Paulus mit ihren Attributen. Gemäß ihrer Ikonographie trägt Petrus (links) einen großen Schlüssel und Paulus (rechts) ein Schwert.


Initialen

Neben den Initialmajuskeln gibt es auch noch ein paar größere Zierinitialen meist zu Anfang eines Hauptteils. Auffällig sind eine B- und eine C-Initiale. Sie sind weiß auf schwarzem Grund gestaltet. Die B-Initiale ist mit einer Blume verziert, die C-Initiale dagegen mit figürlichen Motiven. Trotzdem ähneln sich beide stilistisch, es sind Lombarden mit gespaltenen Enden. Durch ihre Gestaltung, negativ auf dunkler Fläche, sind sie typische Vertreter der Renaissanceinitialen.

Inhalt und Aufbau

Es handelt sich um ein Brevier aus dem liturgischen Bereich. Daher enthält es eine Zusammenfassung und Kürzung verschiedener für das katholische Stundengebet gebräuchlicher Bücher. Der Inhalt folgt dabei noch dem alten römischen Ritus.

Der Text beginnt nach dem Titelblatt mit einer Einleitung ("praefatio ad lectorem", 6 Blätter), woran sich ein Kalender anschließt (7 Blätter). Danach sind zwei Blätter eingeklebt, die vermutlich ein Inhaltsverzeichnis darstellen. Dem folgt ein Register (11 Blätter) und darauf drei unterscheidbare Hauptteile (der erste beginnt mit "officiis diebus ad matutinas").

Das vorliegende Buch entstammt der Mainzer Offizin unter Johann Schöffer und ist Teil einer Brevierneuauflage von 1517, die auf der Oktavausgabe des ersten Auftrags des Bistums Mainz von 1509 basiert. Es wurde als Gebrauchsbuch gedruckt und von Mainzer Besitzern in ihrem beruflichen Umfeld tatsächlich genutzt.